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AUVA Trauma- und Rehabilitationszentrum

Meidling, Wien  |  Wettbewerb 1. Platz – 2022

Die AUVA erweitert ihren Krankenanstalten-Standort in Meidling zum Trauma- und Rehabilitationszentrum Wien (TRZW) durch einen Neubau in der Kerschensteinergasse 2. Der Ausbau erfolgt gemäß einer Punktation zwischen der AUVA und der Stadt Wien zur bestmöglichen Versorgung der Wiener Bevölkerung. Der Gesundheitscampus Meidling wird zu einem einzigartigen unfallchirurgischen Campus ausgebaut, der die ganzheitliche Behandlung von Unfallopfern von der Erstrettung bis zur lebenslangen ambulanten Nachsorge bietet.

Das Projekt TRZW wurde als Leitprojekt des WIEN 2030 Spitzenthemas Gesundheitsmetropole Wien anerkannt, wodurch die strategische Bedeutung für den Gesundheitsstandort Wien hervorgehoben wird. Die räumliche Verbindung des Neubaus ermöglicht erstmals in Österreich die Frührehabilitation von schwerstversehrten Unfallopfern und Personen mit erhöhtem Komplikationsrisiko.

AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum

Im Wettbewerb sollen die Fassade, die Verbindungsbrücke zum Traumazentrum und die straßenseitigen Flächen architektonisch optimal mit dem Stadtbild verbunden werden. Dabei ist die Herausforderung, die Anforderungen des Stadtbildes mit den speziellen Funktionalitäten und den Vorgaben der Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen.

Die Verbindungsbrücke erfüllt funktionell den Akuttransport von Patienten, den geordneten Patiententransport zwischen den Gebäuden und die Bewegung von Mitarbeitern und Patienten. Die Anschlussstellen ergeben sich aus den hausinternen Funktionalitäten, und die Brückeninnenlichte muss den Bedürfnissen der Patienten gerecht werden.

Der Vorbereich des Neubaus soll einen harmonischen Übergang zum Umfeld bieten und den Anforderungen mobilitätseingeschränkter Personen dienen. Der Zugangsbereich zum Neubau wird im Vergleich zum Akuthaus zurückgenommen, um Frischverletzten eine stressfreie Zielfindung zur Erstversorgung zu ermöglichen.

AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum

Wir betrachten das neue Trauma- und Rehabilitations-zentrum der AUVA in Meidling nicht als klassisches Krankenhaus, sondern als Herberge und Rückzugsort für Menschen, die aus ihrem normalen Leben gerissen wurden. Die gestalterische Herausforderung besteht darin, bereits durch die Fassade des Gebäudes Gesten der Geborgenheit und des Vertrauens sowohl für Patienten als auch für das Personal zu setzen.

Unser Gestaltungskonzept orientiert sich an archetypischen Beispielen klassischer Schutzbauten wie Karawansereien oder Stadtbefestigungen. Hierbei schlagen wir einen vergleichsweise massiven Sockelbereich vor, dem jedoch ein großzügiger, zweigeschossiger Portalbereich eingeschrieben ist. Diese gestalterische Entscheidung vermittelt Ruhe, Geborgenheit und Schutz vor der Unruhe der umgebenden Stadt. Große Öffnungen im Sockel, ein wesentliches gestalterisches Motiv, finden sich auch an den Aufenthaltsbereichen des Erdgeschosses, die zu den Patientengärten orientiert sind.

Die darüberliegenden Geschosse greifen den Rhythmus des Sockels auf, variieren ihn jedoch durch Materialwechsel, Maßstäblichkeit und Beweglichkeit. Das Gebäude zeichnet sich in diesen Etagen durch vielfältige Funktionseinheiten innerhalb eines Grundrisses aus. Patientenzimmer, Therapie- und Untersuchungszimmer sowie Büroeinheiten sind in rascher Folge nebeneinander angeordnet. Daher war eine Fassade notwendig, die alle diese Funktionen aufnehmen kann und dennoch eine homogene, stringent wirkende Gestaltung ermöglicht.

AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum

Die Verbindung

Durch ihre dynamisch ausgeformte Konstruktion soll die Brücke selbst zum unverwechselbaren städtebaulichen Objekt und identitätsstiftenden Bezugspunkt für beide Häuser werden. Die geschwungenen Pfeilerausbildungen und die sich daraus entwickelnde Lamellenstruktur verunklären die klassischen Begrifflichkeiten von Tragendem und Getragenem und lassen somit das Brückenbauwerk als gesamtheitliche Skulptur erscheinen. Die Entwurfsidee der Brücke übernimmt in ihrer fließenden Form die Dynamik der Verkehrsströme des öffentlichen Raums.

AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum
AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum

Das Grundrisslayout der Brücke folgt exakt den Vorgaben des Wettbewerbsauslobers und hält sowohl den vorgeschriebenen Abstand zum Friedhof als auch zum Bestandsgebäude ein. Die dynamische Gegenbewegung der Brücke vor dem Bestandsgebäude ermöglicht es, die bestehende Rettungsvorfahrt stützenfrei zu erhalten und den Räumen der zugewandten Fassade ausreichend Belichtung zu bieten.

AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum
AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum

Freiraum geben

Die straßenseitigen Freiräume zwischen dem Traumazentrum und dem Rehabilitationszentrum sind in drei Bereiche unterteilt, die durch die Brücke miteinander verbunden sind. Das durchgehende Gestaltungsprinzip sind organisch gestaltete Pflanzinseln.

Der Vorplatz des neuen Rehabilitationszentrums wird durch klare Wegeverbindungen zu den verschiedenen Zugängen gestaltet, um eine direkte Besucherführung zu ermöglichen. Begrünungsmaßnahmen sollen attraktive Aufenthaltsbereiche und Treffpunkte schaffen, darunter ein Gastgarten Café.

Die Platzoberfläche wird aus gestrahltem Ortbeton hergestellt. Durch die Anordnung von Pflanzbereichen mit verschiedenen Baumarten wird das Mikroklima verbessert. Die Baumstandorte auf befestigten Oberflächen werden nach dem Schwammstadtprinzip gestaltet, um das Oberflächenwasser zu sammeln, zu versickern und den Bäumen zuzuführen. Die Pflanzinseln auf unterbauten Bereichen werden erhöht ausgeführt, um ausreichenden Wurzelraum zu schaffen.

AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum

Begrünung

Die Sockelgeschosse werden möglichst mit bodengebundener Fassadenbegrünung gestaltet, die in den Innenraum hineingezogen wird, um eine fließende Verbindung zwischen Außenraum und Innenraum zu schaffen. Die Begrünung erfolgt an Edelstahlseilen, vorwiegend mit Kletterpflanzen, die geringe Blütenaspekte und keine Früchte aufweisen (Zier-Kiwi, Pfeifenwinde, Scharlachwein, Traubenfreie Wildrebe).

Eine zusätzliche Begrünungszone wird auf dem Dach an der Südwestecke des Gebäudes vorgeschlagen. Auch hier sollen Kletterpflanzen an Edelstahlseilen angebracht werden, um auf den Terrassen durch natürliche Beschattung ein angenehmes Klima zu schaffen.

AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum

Fassadengestaltung

Die Fassadengestaltung orientiert sich am Thema der Geborgenheit und setzt warme, erdige Farben für die Hauptfassaden ein. Der Sockel wird durch großformatige, eingefärbte Sichtbeton-Elemente realisiert, wobei raumhohe Fensteröffnungen mit integrierter Brüstung gestalterisch Akzente setzen.

Die Obergeschosse nehmen den Rhythmus des Sockels auf, variieren jedoch durch wellenförmig gekantete Aluminium-Blechpaneele. Falt-Schiebeläden vor den Fenstern bestehen aus gelochtem Aluminium und ermöglichen perfekte Beschattung und Lichtsteuerung, während sie von Innen wie eine Sonnenbrille wahrgenommen werden.

Diese gestalterischen Elemente schaffen eine harmonische Verbindung zwischen Farben, Strukturen und funktionalen Aspekten der Fassade.

AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum

Ein einheitliches Falt-Schiebesystem wird sowohl für die Beschattung der Fenster in den Aufenthaltsräumen als auch auf den Patiententerrassen verwendet. Dieses technisch bewährte System ermöglicht Totalbeschattung sowie gezielte Tageslichtsteuerung.

Die Loggien der Patienten werden durch das System so gestaltet, dass eine geborgene Atmosphäre entsteht. In den Patientenzimmern ermöglicht die Anordnung verschiebbarer Ebenen von Vorhängen über Schiebefenster bis zu Falt-Schiebeläden unterschiedliche Raum- und Stimmungsszenarien.

Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, die Brüstungen der Loggien durch Glaselemente mit Siebdruck ausreichend transparent zu gestalten, um die Sicht von Innen nach Außen zu ermöglichen, ohne das Bedürfnis nach Geborgenheit zu beeinträchtigen.

AUVA Meidling, Traumazentrum Wien, Rehabilitationszentrum

Facts

Name
AUVA Trauma- und Rehabilitationszentrum
Ort
Meidling, Wien
Jahr
2022
Größe
Typ
Öffentlich
Wettbewerb
1. Platz