Ausgangspunkt aller Überlegungen ist der Maßstab der Villa Edelweiß sowie jener der umliegenden, den Ort prägenden Bestandsbauten. Dies sind im Wesentlichen kleinteilig strukturierte Ein- und Mehrfamilienhäuser aus allen Bauepochen, im Besonderen jedoch und nicht nur den Charakter des Ortes, sondern große Teile von Bad Vöslau prägend, Villen und villenartige Gebäude aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Entwurf will diesen Charakter aufnehmen, bewahren und zeitgemäß interpretieren. Das erforderliche Bauvolumen wird daher in fünf Gebäude unterteilt, die sich derart über das Grundstück verteilen, dass genügend große Zwischenräume und beinahe ungehinderter Aus- und Fernblick für jede Wohnung entstehen. Die Kubatur der einzelnen Gebäude selbst wird nochmals geteilt, um die Maßstäblichkeit weiter zu betonen und der Villa Edelweiß als Referenz zu genügen.
Die Anordnung der Gebäude folgt dem geknickten Lauf der zur Verfügung stehenden Baufläche und orientiert sich jeweils baulandschonend an den unmittelbar anschließenden Grundgrenzen. Somit entsteht ein wie natürlich gewachsenes, dynamisches Ensemble an Einzelhäusern. Zudem wurden die einzelnen Gebäude derart angeordnet, dass sie jeweils als Einzelgrundstück herausgetrennt werden können.
Die Herleitung und Bezugnahme der Neubauten in ihrer Architektursprache haben die bereits erwähnte Formensprache der Villa Edelweiß zum Vorbild. Sowohl Volumen als auch Fenstergraphik vor dem Hintergrund der Architekturvorstellungen des 19. Jahrhunderts werden ins Heute übersetzt und neu interpretiert. Es entstehen somit klar strukturierte, ja im Grunde genommen streng gerasterte Putzfassaden mit gleich großen, aber je nach ihrer Funktion alternierend verschieden ausgestatteten Fensteröffnungen, die die ähnliche Tiefe und Lebendigkeit eines klassischen Baukörpers besitzen. Brüstungen, Fensterteilungen und Geländer werden in direkter Folge aus der Villa Edelweiß hergeleitet.
Die gesellschaftlich begründete, vertikale Gliederung eines Baukörpers aus dem 19. Jahrhundert mit Sockelzone, Belle Etage und Bedienstetenräumen im Dachgeschoss wird ebenfalls in die Neuzeit transferiert. Alle Ebenen haben gleiche Bedeutung und Wichtigkeit; die Bewohner stehen in einem demokratischen Nachbarschaftsverhältnis zueinander. Lediglich dem zurückgesetzten Dachgeschoss mit seinen großen Dachterrassen und dem besonderen Ausblick über die Wipfel der Bäume hinweg könnte man in Umkehrung der Verhältnisse aus dem 19. Jahrhundert eine gewisse „Abgehobenheit“ bescheinigen.
Die Materialität und Farbwahl beziehen sich einerseits auf die Bestandsvilla, aber auch sehr bewusst auf die Materialien, die bereits am Grundstück vorgefunden werden (Erde, Holz, Gräser etc.), und schaffen damit in ihrer warmen Natürlichkeit einen ganz außerordentlichen Mehrwert hinsichtlich Wohnqualität, Wohnlichkeit und Geborgenheit. Die gewählte Form der Außenräume, als baurechtlich betrachtet zwar Balkone, da sie damit nicht zur bebauten Fläche und GFZ zählen, trägt ebenfalls zu diesem geborgenen Lebensgefühl bei.